Putin
richtet sich in Interview an Europäer: „Europa sollte mehr
Unabhängigkeit und Souveränität zeigen“! Die Staaten Europas sollten
sich, was ihre eigenen nat
„Es wäre
großartig zu sehen, wenn Europa mehr Unabhängigkeit und Souveränität
zeigt sowie die Fähigkeit für ihre eigenen nationalen Interessen
aufzustehen – die Interessen für ihre Menschen und Staaten“, sagte Putin
in dem RTS-Interview, das am gestrigen Montag veröffentlicht wurde.
Der russische Präsident fügte hinzu, er „hoffe“, ein weiterer Krieg in
Europa stehe nicht zur Debatte und betonte, ein gewisses Maß an
Souveränität wird zweifelsfrei abgegeben, wenn ein Land „irgendeiner
militärisch-politischen Organisation oder einem militärisch-politischen
Block beitritt.“ Mit Bezug auf den NATO-Rückzug Frankreichs in den
1960er-Jahren unter Charles de Gaulle stellte Putin fest, dass dies
Frankreich ein höheres Maß an Souveränität erlaubt hatte, als wenn das
Land in dieser Zeit vollwertiges Mitglied der Organisation gewesen wäre.
2009 kehrte Frankreich jedoch vollständig in das militärische Bündnis
zurück.
Der russische Präsident betonte:
„Es ist nicht
unsere Aufgabe die Außenpolitik europäischer Länder auszuwerten. Aber
man muss zugeben, dass es nicht besonders interessant für uns ist, wenn
wir unsere Beziehungen mit unseren europäischen Partnern in Washington
diskutieren müssen.“
Auch erwähnte Putin, dass die USA „seit
langer Zeit eine imperiale Politik verfolgen“ und fügte dieser
Einschätzung auch Zitate von US-amerikanischen Analysten hinzu, die „der
Meinung sind, dass diese imperiale Ausrichtung den Vereinigten Staaten
selbst schade.“
Ebenfalls betonte der Kreml-Chef die russische
Haltung zur US-Außenpolitik „hat nichts mit Anti-Amerikanismus zu tun.
Die Russen verspüren Respekt und große Liebe für die USA, insbesondere
für das US-amerikanische Volk.“ Siehe dazu:
Putin: „G7 ist keine Organisation, sondern ein Interessensverein"
https://youtu.be/21CEIXZTcPE
In dem Interview wurde auch Russlands sehr frühzeitiger Kampf gegen
islamistischen Terrorismus angesprochen und das Ausbleiben westlicher
Unterstützung in dieser Zeit. Putin sagte, die europäischen Regierungen
hatten reichlich vorhandene Belege terroristischer Aktivität von
Al-Kaida-Ablegern, die im russischen Nordkaukasus kämpften, ignoriert.
„Als ich meine Amtskollegen, einschließlich der Europäer fragte: ‚Sie
sehen was passiert?‘ antworteten diese für gewöhnlich: ‚Ja, das tun wir,
aber aufgrund verschiedener innerstaatlicher und internationaler
Umstände können wir Sie nicht unterstützen.‘ Ich würde dazu sagen: ‚Wenn
Sie uns nicht unterstützen können, dann behindern Sie wenigstens nicht
unsere Anstrengungen.“
Jedoch fügte Putin auch hinzu, dass sich
diese Situation substantiell geändert habe: „Europa und die USA haben
die tatsächlichen Gefahren extremer Erscheinungsformen von Radikalismus
begriffen und sind dem Kampf gegen diese beigetreten. Wie der russische
Volksmund so sagt: Besser spät als nie.“
Der russische Präsident
sagte auch, er hoffe die Kooperation mit dem Westen werde künftig über
diese gemeinsame Terrorismus-Abwehr hinaus gehen und zeigte sich
zuversichtlich, dass die Situation in der Ukraine, genauso wie
verschiedene wirtschaftliche Fragen, bald gelöst werden können:
„Wir werden uns für Dialog engagieren und bei einer Lösung mitarbeiten, die für alle akzeptabel ist.“
Putin kritisierte die US-Regierung, die für sich selbst das Recht in
Anspruch nehme, andere Länder auf der ganzen Welt unter Druck zu setzen
und dabei der Leitlinie folge „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“
Jedoch sei es mit ausreichender Geduld immer noch möglich und nötig mit
den US-Amerikanern zusammenzuarbeiten um globale Probleme zu lösen. Dies
zeigen unter anderem die jüngsten erfolgreichen internationalen
Bemühungen mit dem Iran zu einem Abkommen über dessen Atom-Programm zu
kommen.
Die Fragesteller des Schweizer Senders RTS baten auch um
eine Stellungnahme bezüglich einer „ironischen“ Wendung in der
europäischen Politik, die dazu führte, dass rechtsgerichtete politische
Parteien an Einfluss gewinnen und scheinbar Putin wohlgesonnener seien
als linke Politiker. Der russische Präsident betonte, diese Entwicklung
habe ihren Ursprung in einer ärgerlichen Beeinflussung Washingtons der
innerpolitischen Angelegenheiten anderer Länder.
Putin
widersprach im Gespräch der Ansicht, dass die für ihn „überraschende“
Befürwortung seiner Politik und seiner Ansichten, etwa durch Marine Le
Pen (Front National) oder der rechtspopulistischen Schweizerischen
Volkspartei (UDC), irgendetwas mit ihm persönlich zu tun habe. Eher
handele es sich dabei um eine Art „tektonische Verschiebung des
öffentlichen Bewusstseins in Europa“ dahingehend, dass der Schutz
nationaler Interessen an Bedeutung gewinnt. Die Kritik an den
ausländischen [US-amerikanischen] politischen Interventionen nehme in
der Bevölkerung zu, was gleichsam Sympathien für Russland stärkt.
Eine ganze Reihe von Problemen, die Europa nun hat, einschließlich der
ungelösten Frage des Umgangs mit Flüchtlingen, wie etwa aus dem vom
Krieg geschundenen Libyen, haben ihren Ursprung in „Entscheidungen, die
jenseits des Atlantiks“ getroffen wurden. Tatsache sei, dass Europa nun
den Preis für Entscheidungen bezahlt, die es nicht einmal selbst
getroffen hat.
Nach einigen Fragen zum FIFA-Korruptionsskandal
sagte Putin, er glaube nicht, dass diese Sache etwas mit den Handlungen
von FIFA-Chef Sepp Blatter zu tun hat und deutete an, er halte die
Anschuldigungen für politisch motiviert.
„Wir kennen alle die
Situation, der sich Herr Blatter nun ausgesetzt sieht. Ich will hier
nicht ins Detail gehen, aber ich glaube kein einziges Wort, das ihn
persönlich mit Korruption in Verbindung bringt.“
Schon wenige
Tage zuvor betonte der russische Staatschef bei der Auslosung der
WM-Qualifikationsgruppen in St. Petersburg, Blatter habe die „volle
Unterstützung“ Russlands bei der Ausrichtung der
Fussball-Weltmeisterschaft 2018. Siehe dazu:
Putin: "Europa sollte mehr Unabhängigkeit & Souveränität zeigen“
https://youtu.be/kNWuJPc8ukQ
Auf die konkrete Frage, ob die Untersuchungen gegen Blatter
möglicherweise damit zu tun haben, dass die USA und ihr Hauptverbündeter
Großbritannien bei der Vergabe der WM 2018 und 2022 leer ausgingen,
antwortete Putin:
„So wie dieser Kampf gegen Korruption aussieht,
würde es mich wundern, wenn dieser nicht in einer Verbindung zu der
WM-Vergabe für 2018 und 2022 steht. Wenn jemand verdächtigt wird ein
Verbrechen begangenen zu haben, dann werden die Beweise gesammelt und
einem Staatsanwalt des Landes übergeben, in dem diese Person lebt. Aber
man geht nicht durch die Welt und nimmt Individuen fest, wie es einem
gefällt.“
Putin lobte „Menschen wie Blatter“ – die Funktionäre
von internationalen Sportverbänden und des Komitees der Olympischen
Spiele – dafür, dass sie Nationen aus der ganzen Welt zusammen bringen
und die Art und Weise verbessern, wie diese miteinander umgehen:
„Wenn es jemanden gibt, der den Nobelpreis verdient, dann sind es diese Menschen.“ Siehe dazu:
Putin “Wir taten, was wir tun mussten":
https://youtu.be/8TyD5d4ICmE
Weitere Informationen zum Thema:
Putin im Interview: Nur ein Verrückter kann sich vorstellen, dass Russland die NATO angreift
http://www.rtdeutsch.com/…/putin-im-interview-nur-ein-verr…/
„Er ist nicht der Teufel, zu dem wir ihn machen“: CNN-Gründer Schonfeld kritisiert Medienhetze gegen Putin
http://www.rtdeutsch.com/…/er-ist-nicht-der-teufel-zu-dem-…/
Querverweise:
[1] Putin richtet sich in Interview an Europäer: „Europa sollte mehr Unabhängigkeit und Souveränität zeigen“
http://www.rtdeutsch.com/…/putin-richtet-sich-in-interview…/